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Kaufland und der ewige Frischekreislauf

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1. Abgeben

In Frankreich dürfen Supermärkte per Gesetz keine Lebensmittel mehr wegwerfen, wenn die nicht verkauft werden können, sondern müssen sie für karitative Zwecke spenden oder als Tierfutter weiterverwerten lassen. Die deutschen Supermärkte argumentieren, dass so ein Gesetz in Deutschland nicht nötig ist, weil sowieso fast nichts weggeworfen und schon ziemlich viel gespendet werde.

Kaufland zum Beispiel erklärt auf Supermarktblog-Anfrage:

„Bei uns gilt ‚Kaufland vernichtet keine Lebensmittel‘. Tatsächlich entsorgt werden lediglich Waren, die beschädigt oder verdorben und/oder für den menschlichen Verzehr nicht mehr unbedenklich sind.“

Wieviel genau weggeworfen werden muss, sagt Kaufland auch auf Nachfrage nicht.

Sondern bloß, dass durch eine exakte Disposition und Erfahrungswerte in den Filialen die Bestellmengen genauestens gesteuert würden.

Produkte, die nicht verkauft werden können, aber verzehrbar seien, stelle man kostenlos den Tafeln oder anderen karitativen Einrichtungen zur Verfügung. „Zudem arbeiten wir an einzelnen Standorten mit der Internetplattform www.foodsharing.de zusammen und planen eine weitere Ausdehnung dieser Zusammenarbeit.“ Einer Studie des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung zufolge sei der Handel ohnehin nur für 5 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel zuständig. Die größten Wegwerfer seien die privaten Haushalte (Schuld an 61% der weggeworfenen Lebensmittel; pdf, S. 10).

2. Ausbauen

Gleichzeitig kritisieren Food-Aktivisten – auch solche, die z.T. mit dem Handel zusammenarbeiten –, dass die Supermärkte ihre Kunden mit dem Überangebot überhaupt erst zum Kauf verleiten und dazu beitragen, dass die Wegwerfquote steigt. Dass das Problem quasi nur verlagert wird.

Kaufland zum Beispiel bietet sehr viel vorgepackte Ware an, sodass Kunden im Zweifel mehr kaufen als sie verwerten können. Kaufland bemüht sich aktuell auch darum, dass noch mehr frische Ware als bisher verfügbar ist. Im Interview mit dem „Manager Magazin“ (unvollständige Zusammenfassung) hat Kaufland-Chef Frank Lehmann vor einigen Wochen erklärt:

„Wir arbeiten unter Hochdruck daran, die SB-Warenhäuser umzubauen und damit auf den neuesten Standard zu bringen. Insbesondere ältere Filialen, die aus Übernahmen stammen, müssen heller und moderner werden und große Frischebereiche anbieten. Das Nonfood-Sortiment wird hingegen verkleinert.“

3. Einschränken

Um die Frischeabteilung auch frisch aussehen zu lassen, hat Kaufland sich ein zweites Haltbarkeitsdatum ausgedacht. Auf den Packungen exotischer Früchte (Avocados, Limetten, Kumquats, Physalis), die nicht täglich ausverkauft werden, stehen Daten mit dem Hinweis „Letzter Verkaufstag“. Kaufland erklärt:

„An diesem Datum werden diese Artikel morgens im Preis reduziert und abverkauft. Damit möchten wir sicherstellen, dass unsere Kunden diese exotischen Früchte in einem optimalen Reifegrad kaufen.“

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Was danach passiert, sagt Kaufland nicht. Wahrscheinlich wird die Ware wie oben beschrieben abgegeben, damit in karitativen Einrichtungen Avocado- und Physalis-Partys gefeiert werden können.

(Ich weiß ja nicht, wie’s bei Ihnen ist, aber wenn ich Avocados kaufe und daheim liegen lasse, ist der optimale Reifegrad immer exakt dann erreicht, wenn ich gerade nicht ans Avocado-Essen denke; aber nie am Tag davor oder danach. Und ganz bestimmt nicht am Tag, der auf irgendeiner Packung stand.)

In jedem Fall erhöht sich mit dem „letzten Verkaufstag“ der Aussortierdruck.

4. Anfixen

„Kaufland garantiert: Absolute Frische!“

So steht’s z.B. im Kaufland-Wochenprospekt, das Kunden eine monetäre Belohnung in Form eines Gutscheins im Wert von 2,50 Euro verspricht, wenn sie im Laden einen Artikel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum finden.

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Was ja eigentlich gar nicht möglich ist. Kaufland wieder:

„Bereits vor Erreichen des Haltbarkeitsdatums werden Artikel im Preis reduziert und abverkauft (…). Zudem bieten wir kurz vor Ladenschluss, Obst- und Gemüseartikel, die wir aufgrund der von uns geforderten Tagesfrische am nächsten Tag nicht mehr anbieten möchten, verbilligt an.“

Alles, was trotzdem übrig bleibt, muss also schon deshalb schnellstmöglich raus aus dem Laden, weil Kaufland sonst von „Frische-Versprechen“-Testern armgegutscheint würde.

Und dann? Geht alles von vorne los.

1. Abgeben

In Frankreich dürfen Supermärkte per Gesetz keine Lebensmittel mehr wegwerfen, wenn die nicht verkauft werden können, sondern müssen sie kostenlos für karitative Zwecke abgeben oder als Tierfutter weiterverwerten lassen. Die deutschen Supermärkte argumentieren, dass so ein Gesetz in Deutschland nicht nötig ist, weil sowieso fast nichts weggeworfen und schon ziemlich viel gespendet wird.

Kaufland zum Beispiel erklärt auf Supermarktblog-Anfrage:

Fotos: Kaufland, Supermarktblog


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